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IT-Grundschutz - Systematische Informationssicherheit

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Last updated: Sep 08, 2025
fuentis Suite 4, fuentis Trust Platform

Der IT-Grundschutz des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist eine bewährte Methodik zur systematischen Absicherung von Informationen und IT-Systemen. Er bietet einen strukturierten Ansatz für Organisationen aller Größen, um Informationssicherheit effizient und nachvollziehbar zu implementieren.

Was ist IT-Grundschutz?

IT-Grundschutz ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Informationssicherheit, der auf dem Baustein-Prinzip basiert. Im Gegensatz zu rein risikobasierten Ansätzen bietet er vordefinierte Sicherheitsmaßnahmen für typische IT-Komponenten und Geschäftsprozesse. Dies macht ihn besonders attraktiv für Organisationen, die eine solide Sicherheitsgrundlage schaffen möchten, ohne aufwändige individuelle Risikoanalysen für jeden Bereich durchführen zu müssen.

Warum IT-Grundschutz implementieren?

Praktische Vorteile:

- Strukturierter, erprobter Ansatz mit konkreten Maßnahmenempfehlungen

- Reduzierung des Analysaufwands durch vordefinierte Bausteine

- Kombinierbar mit anderen Standards wie ISO 27001

- Umfangreiche BSI-Unterstützung und kostenlose Ressourcen

- Besonders geeignet für deutsche Organisationen und rechtliche Anforderungen

Compliance-Nutzen:

- Erfüllung gesetzlicher Anforderungen (z.B. KRITIS, NIS2)

- Nachweis angemessener technischer und organisatorischer Maßnahmen

- Grundlage für IT-Sicherheitszertifizierungen

- Vertrauen bei Geschäftspartnern und Behörden

Kernkonzepte des IT-Grundschutzes

Das Baustein-Prinzip

Der IT-Grundschutz arbeitet mit modularen Bausteinen, die typische IT-Komponenten, Anwendungen und Geschäftsprozesse abdecken. Jeder Baustein enthält:

- Beschreibung des Anwendungsbereichs

- Gefährdungen und deren Auswirkungen

- Anforderungen zur Risikominimierung

- Weiterführende Informationen zur praktischen Umsetzung

Bausteinarten:

- ISMS-Bausteine: Informationssicherheitsmanagementsystem

- ORP-Bausteine: Organisation und Personal

- CON-Bausteine: Konzepte und Vorgehensweisen

- OPS-Bausteine: Betrieb

- DER-Bausteine: Detektion und Reaktion

- SYS-Bausteine: IT-Systeme

- APP-Bausteine: Anwendungen

- NET-Bausteine: Netze und Kommunikation

- INF-Bausteine: Infrastruktur

- IND-Bausteine: Industrielle IT

Bausteinmodell

Schutzbedarfsfeststellung

Die Schutzbedarfsfeststellung bestimmt, wie schutzbedürftig Informationen und IT-Systeme sind. Sie unterscheidet drei Schutzbedarfskategorien:

- Normal: Schadenauswirkungen sind begrenzt und überschaubar

- Hoch: Schadenauswirkungen können beträchtlich sein

- Sehr hoch: Schadenauswirkungen können ein existenziell bedrohliches Ausmaß erreichen

Die Bewertung erfolgt für die drei Grundwerte der Informationssicherheit:

- Vertraulichkeit: Schutz vor unbefugter Preisgabe

- Integrität: Schutz vor unbefugter Veränderung

- Verfügbarkeit: Sicherstellung der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit

Modellierung

Bei der Modellierung wird die IT-Landschaft der Organisation systematisch erfasst und den entsprechenden IT-Grundschutz-Bausteinen zugeordnet. Dieser Prozess umfasst:

- Strukturanalyse: Erfassung von Geschäftsprozessen, Anwendungen und IT-Systemen

- Schutzbedarfsfeststellung: Bewertung der Schutzbedürftigkeit

- Auswahl und Anpassung der Bausteine: Zuordnung relevanter IT-Grundschutz-Bausteine

- Erstellen des Informationsverbunds: Gesamtbild der zu schützenden Assets

Vorgehensweise bei der IT-Grundschutz-Implementierung

Phase 1: Initiierung und Vorbereitung

Management-Commitment sicherstellen

- Unterstützung der Geschäftsleitung für IT-Grundschutz-Projekt

- Benennung eines IT-Sicherheitsbeauftragten

- Definition von Zielen und Ressourcen

ISMS aufbauen

- Entwicklung einer Sicherheitsleitlinie

- Aufbau der Organisationsstruktur für Informationssicherheit

- Etablierung von Sicherheitsprozessen

Phase 2: Strukturanalyse und Schutzbedarfsfeststellung

Strukturanalyse durchführen

- Erfassung aller Geschäftsprozesse

- Identifikation von Anwendungen und IT-Systemen

- Dokumentation der Netzarchitektur

- Erhebung von Räumlichkeiten und Personal

Schutzbedarf ermitteln

- Bewertung kritischer Geschäftsprozesse

- Klassifizierung von Informationen

- Bestimmung des Schutzbedarfs für IT-Systeme

- Dokumentation der Bewertungsergebnisse

Phase 3: Modellierung

Bausteine auswählen

- Zuordnung relevanter IT-Grundschutz-Bausteine

- Berücksichtigung des ermittelten Schutzbedarfs

- Anpassung an organisationsspezifische Gegebenheiten

Anforderungen kompilieren

- Zusammenstellung aller relevanten Anforderungen

- Priorisierung nach Schutzbedarf

- Erstellung eines Maßnahmenkatalogs

Phase 4: IT-Grundschutz-Check

Der IT-Grundschutz-Check ist die systematische Überprüfung der Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen:

Vorbereitung

- Überprüfung der Voraussetzungen (Strukturanalyse, Modellierung)

- Identifikation der richtigen Ansprechpartner

- Terminplanung und Koordination

- Sichtung vorhandener Dokumentation

Durchführung

- Systematischer Soll-Ist-Vergleich durch Interviews

- Dokumentensichtung und Nachweisprüfung

- Bewertung des Umsetzungsgrads je Anforderung

- Identifikation von Schwachstellen und Lücken

Nachbereitung

- Analyse der Prüfungsergebnisse

- Erstellung von Handlungsempfehlungen

- Definition von Maßnahmenplänen

- Dokumentation von Lessons Learned

Soll-Ist-Vergleich: Systematische Bewertung der Maßnahmenumsetzung

Bewertungskriterien

Für jede IT-Grundschutz-Anforderung wird der Umsetzungsgrad systematisch bewertet:

UmsetzungsgradBedeutungKriterien
JaVollständig umgesetztAlle Maßnahmenziele erfüllt, wirksam und angemessen
TeilweiseTeilweise umgesetztEinige Aspekte fehlen oder sind unvollständig
NeinNicht umgesetztMaßnahmenziele sind nicht erfüllt
EntbehrlichNicht erforderlichHöherwertige Kontrollen oder Irrelevanz
Umsetzungsstatus

Dokumentation und Nachvollziehbarkeit

Strukturierte Erfassung

- Verwendung einheitlicher Bewertungskriterien

- Dokumentation von Begründungen für jede Bewertung

- Referenzierung relevanter Nachweisdokumente

- Sicherstellung der Nachvollziehbarkeit für Dritte

Kontinuierliche Aktualisierung

- Zentrale Dokumentation zur Vermeidung von Redundanzen

- Regelmäßige Überprüfung und Aktualisierung

- Integration in bestehende Compliance-Prozesse

Spezielle IT-Grundschutz-Ansätze

WIBA - Weg in die Basis-Absicherung

Zielgruppe: Kleine und mittlere Unternehmen, Vereine, Kommunen

Merkmale:

- Vereinfachter Einstieg in den IT-Grundschutz

- Pragmatischer Weg zum Basis-Absicherungsgrad

- Reduzierter initialer Aufwand

- Schrittweises Vorgehen bei begrenzten Ressourcen

Absicherungsgrad

IT-Grundschutz-Profile

Anwendungsfälle:

- Vorkonfigurierte Bausteinauswahl für spezifische Organisationstypen

- Einsatz in Schulen, Kommunen oder besonderen Szenarien

- Basis für schnelle Implementierung in Standardumgebungen

B3S - Branchenspezifische Sicherheitsstandards

Relevanz für KRITIS:

- Erfüllung der Anforderungen nach § 8a BSIG

- Branchenspezifische Ausgestaltung der IT-Sicherheit

- BSI-Anerkennung als Nachweis angemessener Sicherheit

- Sektorspezifische Umsetzung für kritische Infrastrukturen

C5 - Cloud Computing Compliance

Anwendungsbereich:

- Prüfstandard für professionelle Cloud-Dienste

- Erhöhte Transparenz und Auditierbarkeit

- Berücksichtigung deutscher rechtlicher Rahmenbedingungen

- Integration mit ISO/IEC 27001

Best Practices für die IT-Grundschutz-Implementierung

Organisatorische Erfolgsfaktoren

Praxis-Tipp: Strukturierte Herangehensweise

- Beginnen Sie mit der Basisabsicherung wichtiger Systeme

- Nutzen Sie vorhandene Dokumentation und Prozesse

- Implementieren Sie schrittweise statt alles auf einmal

- Binden Sie Fachbereiche frühzeitig ein

Change Management

- Sensibilisierung der Mitarbeiter für Informationssicherheit

- Schulungen zu neuen Prozessen und Anforderungen

- Kommunikation von Nutzen und Notwendigkeit

- Aufbau einer Sicherheitskultur

Effiziente Umsetzung

Ressourcenoptimierung

- Nutzung von BSI-Hilfsmitteln und Templates

- Automatisierung wiederkehrender Prüfprozesse

- Integration in bestehende Management-Systeme

- Bündelung von Maßnahmen nach Verantwortlichkeiten

Qualitätssicherung

- Regelmäßige interne Audits

- Kontinuierliche Überwachung der Maßnahmenwirksamkeit

- Anpassung an technologische Entwicklungen

- Lessons Learned aus der praktischen Umsetzung

Unterstützung durch die fuentis Suite

Die fuentis Suite bietet umfassende Unterstützung für die IT-Grundschutz-Implementierung:

ISMS-Modul

- Vorgefertigte BSI-Bausteine und Anforderungen

- Automatisierte Modellierung von IT-Landschaften

- Strukturierte Schutzbedarfsfeststellung

- Unterstützung bei der Bausteinauswahl

Compliance-Management

- Soll-Ist-Vergleich mit automatisierter Bewertung

- Fortschrittstracking und Dashboard-Visualisierung

- Integration mit anderen Standards (ISO 27001, TISAX)

- Maßnahmenplanung und -verfolgung

Audit- und Review-Funktionen

- IT-Grundschutz-Check-Unterstützung

- Interview-Management und Terminplanung

- Strukturierte Dokumentation von Prüfungsergebnissen

- Automatisierte Berichtserstellung

Asset- und Risikomanagement

- Zentrale Verwaltung des Informationsverbunds

- Verknüpfung von Assets mit IT-Grundschutz-Bausteinen

- Risikoregister für ergänzende Sicherheitsanalysen

- Change Management für IT-Landschaftsänderungen

Integration mit anderen Standards

IT-Grundschutz lässt sich effektiv mit anderen Sicherheitsstandards kombinieren:

ISO 27001

- IT-Grundschutz als Basis-Absicherung, ISO 27001 für Risikomanagement

- Gemeinsame ISMS-Struktur und Management-Prozesse

- Kombinierte Audit-Strategien

- Effiziente Ressourcennutzung

Kontinuierliche Verbesserung und Monitoring

Regelmäßige Überprüfung

Monitoring-Zyklen

- Quartalsweise Überprüfung kritischer Maßnahmen

- Jährlicher vollständiger IT-Grundschutz-Check

- Ereignisbasierte Anpassungen bei Änderungen

- Integration in Management-Review-Prozesse

Anpassung an Veränderungen

Technologische Entwicklungen

- Integration neuer IT-Systeme und Anwendungen

- Berücksichtigung von Cloud-Computing und Digitalisierung

- Anpassung an neue Bedrohungsszenarien

- Updates des IT-Grundschutz-Kompendiums

Organisatorische Veränderungen

- Anpassung bei Geschäftsprozessänderungen

- Integration von Akquisitionen oder Ausgliederungen

- Berücksichtigung regulatorischer Änderungen

- Weiterentwicklung der Sicherheitsorganisation

Kernaussagen auf einen Blick

Die 5 wichtigsten Erfolgsfaktoren für IT-Grundschutz:

  1. Systematisches Vorgehen: Strukturanalyse, Schutzbedarfsfeststellung und Modellierung bilden das Fundament für eine effektive IT-Grundschutz-Implementierung
  1. Baustein-orientierte Umsetzung: Die modulare Struktur ermöglicht eine pragmatische und nachvollziehbare Absicherung ohne aufwändige Einzelrisikoanalysen
  1. Kontinuierlicher Soll-Ist-Vergleich: Regelmäßige IT-Grundschutz-Checks decken Schwachstellen auf und stellen die Wirksamkeit der Maßnahmen sicher
  1. Integration in bestehende Prozesse: IT-Grundschutz funktioniert am besten als Teil eines ganzheitlichen Informationssicherheitsmanagements
  1. Praktische Umsetzungshilfen nutzen: BSI-Ressourcen, Profile und moderne ISMS-Tools wie die fuentis Suite beschleunigen die Implementierung erheblich

Warum IT-Grundschutz mehr ist als nur Compliance:

IT-Grundschutz bietet einen bewährten, praxiserprobten Weg zu systematischer Informationssicherheit. Er verbindet deutsche Gründlichkeit mit internationaler Standards-Kompatibilität und ermöglicht Organisationen, Sicherheit nicht nur zu "haben", sondern zu leben und kontinuierlich zu verbessern.

Wichtig Aktuell befindet sich der